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Modell von Stackelberg
4.2.2.4 Modell von Bertrand
Kartelle und Gefangegendilemma
D

as Oligopolmodell von Bertrand* hat einen unschlagbaren Vorteil: es zählt zu den einfachsten in der Ökonomie überhaupt - jedenfalls in der Art, in der es hier präsentiert wird. Ausgangspunkt sei zunächst wieder das Mineralwasserduopol* (auf dem vollkommenen Markt). Daneben sei angenommen, beide Anbieter seien in jeder Beziehung absolut identisch. Konsequenterweise haben sie momentan beide einen Marktanteil von je 50 Prozent.

Sofern die Nachfrage als bekannt vorausgesetzt werden kann, wäre es jetzt ein Leichtes, über die gegenwärtige Produktionsmenge der beiden Duopolisten den Preis des Mineralwassers zu bestimmen. Es sei angenommen, der Preis betrage 50 Cent je Liter.

Bertrand unterstellt den Duopolisten Wettbewerb über den Preis. Im Unterschied zum Cournot-Modell des Mengenwettbewerbs, treffen die Anbieter also keine Entscheidungen über Produktionsmengen, sondern sie setzen Preise.

Versetzt man sich nun in die Lage eines der beiden Anbieter, leuchtet unmittelbar ein, dass die beschriebene Situation ausgesprochen labil ist. Denn man müsste ja nur einen Cent weniger für das Mineralwasser verlangen, um die gesamte Nachfrage auf sich zu ziehen. Vorausschauend weiß man aber, dass der Konkurrent ebenso denken wird. Er wird den Preis also nicht nur um einen, sondern gleich um zwei Cent senken. Es ist daher geschickt, selbst sogleich mit einer Preissenkung von drei Cent zu beginnen ...

 Literatur-Tipp (#Werbung)

Offensichtlich wiederholt sich die Überlegung, bis man bei einem Preis von null ankommt. Dies ist aber zugleich die Konkurrenzlösung, in der die Sättigungsmenge hergestellt und zum Preis von null verkauft wird. Da es annahmegemäß keine Kosten gibt, gilt bei der Sättigungsmenge die Preis-Grenzkosten-Regel.

Einen negativen Preis werden die Anbieter nicht verlangen, denn wenn sie zum Mineralwasser noch etwas hinzugeben würden, würden sie Verluste machen. In einem komplexeren Modell könnte man aber durchaus auch darüber nachdenken, denn es könnte ja das Bestreben eines der beiden Anbieter sein, den anderen - vielleicht weniger finanzstarken Konkurrenten - aus dem Markt zu drängen, um später Monopolgewinne realisieren zu können ("Dumping").

Wenn man die unrealistische Mineralwasserannahme, dass ohne Kosten produziert wird, fallen lässt, ändert sich wenig an der grundsätzlichen Überlegung. Angenommen, die Anbieter haben langfristige konstante Stück- und Grenzkosten in Höhe von einem Euro. Der Preiswettbewerb wird den Preis dann bis auf einen Euro fallen lassen, da jeder der beiden Anbieter bei jedem beliebigen höheren Preis seinen Gewinn erhöhen könnte, wenn er den Preis isoliert senken würde. Unter einem Euro wird wegen der dann entstehenden Verluste aber keiner von beiden das Produkt anbieten wollen.

Duopolisten im Bertrand-Wettbewerb. Ein Praxisbeispiel
Intel & AMD im Preis-Duell

Intel senkt die Preise - AMD zieht nach - Intel senkt die Preise und so weiter. Der Prozessor-Markt ist in Bewegung und die beiden Chipgiganten schlagen sich Preissenkungen nur so um die Ohren. Lachender Dritter ist der Endverbraucher ...

Waren die Abstände für Preissenkungen vor nicht allzu langer Zeit noch bei drei Monaten, ändern sich die Preise heute schon alle paar Wochen. Erst zum Ostersonntag hatte Intel eine Preissenkung vollzogen. Kurz danach zog AMD nach und senkte die Chip-Preise um bis zu 33 Prozent. Doch schon Ende April will Intel nochmals die Preise senken. Auch dies wird sich AMD nicht lange gefallen lassen und mit einer weiteren Preisoffensive kontern.

... Bleibt zu Hoffen, dass Intel seinen Konkurrenten AMD nicht durch die dickere Kriegskasse den letzten entscheiden Stich verpasst. Schließlich hat sich nicht zuletzt auf dem Grafikkarten-Markt gezeigt wie wichtig Konkurrenz ist. (PC-WELT, 18.04.2001, pk).

Quelle

Das Bertrand-Modell des Preiswettbewerbs macht deutlich, dass nicht allein die Zahl der Marktteilnehmer das Marktergebnis und die Intensität des Wettbewerbs bestimmt. Wenn man davon ausgehen könnte, dass Oligopolisten in einen Preiswettbewerb a la Bertrand eintreten, bestünde aus wohlfahrtstheoretischer Perspektive kein Anlass, den Markt zu regulieren, da mit der sich ohnehin einstellenden Konkurrenzlösung bereits ein Maximum an Konsumenten- und Produzentenrente erreicht wird.

Es sei noch ein etwas formaleres, aber elegantes Argument (diesen Absatz können Sie überspringen, ohne Wesentliches zu verpassen) angeschlossen, das die Übereinstimmung der Bertrand- mit der Konkurrenzlösung deutlich macht: Senkt einer der beiden Duopolisten den Preis, zieht er unmittelbar die gesamte Nachfrage auf sich. Die direkte Preiselastizität der Nachfrage ist also (minus) unendlich - bereits die kleinste Preisänderung reicht aus, um eine außerordentlich große Mengenänderung auszulösen.

Da die Gewinnmaximierungsregel "Grenzumsatz = Grenzkosten" ohne Berücksichtigung der Marktform grundsätzlich immer anwendbar ist, muss der gewinnmaximierende Duopolist den Preis in Höhe der Grenzkosten setzen. Der Grenzumsatz ist nämlich bei vollkommen elastischer Nachfrage mit dem Preis identisch (Amoroso-Robinson-Relation). "Preis = Grenzkosten" ist aber genau die Regel, die auch der Anbieter bei vollkommener Konkurrenz befolgt - mit dem Unterschied, dass er seine Grenzkosten über Mengenanpassung auf die Höhe des Preises einstellt, während der Bertrand-Duopolist den Preis tatsächlich setzt.

Ob es unter den Oligopolisten tatsächlich zu Preiswettbewerb kommt, steht auf einem anderen Blatt. Im hier verwendeten Minaralwasserbeispiel wären beide ja besser beraten gewesen, in der Ausgangssituation mit dem beispielhaft angenommenen Preis von 50 Cent zu verharren. Und wäre dieser Preis zudem noch der Monopolpreis, dann hätten sie gar nichts besseres tun können, als diese sogenannte Kartelllösung zu wählen.

Noch ein Praxisbeispiel - Vergleichende Werbung

10.09.2002, 08:10
Dell-PC noch doller als Media-Markt-Rechner [ Quelle: CHIP online.de]

 
Bild
Gut, dass Dell verglichen hat:
Die Reaktion auf vergleichende Media-Markt-Werbung.

München (jr) –  Nachdem Media Markt vergangene Woche mit Zeitungs-Anzeigen auf sich aufmerksam machte, in denen ein aktuelles PC-Angebot von Dell mit einem Fujitsu-Siemens-PC aus dem Media-Markt-Sortiment verglichen wird, schießt Dell nun zurück: Auf der Homepage von Dell springt dem Privatkunden ein Pop-up-Fenster mit einer Werbung im Media-Markt-Stil entgegen, in dem der Dell Dimension 4500 als "noch doller" bezeichnet wird. [...]

Wie dem auch sei - Media Markt und Dell haben es geschafft, ein bisschen Leben ins Sommerloch zu bringen. Nach Auskunft von Steffen Albrecht von der Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt plant Media Markt keine Antwort auf die Dell-Werbung. Schade eigentlich - wir hätten gerne gesehen, bis zu welchem Preis sich die Kampfhähne unterbieten...


Fragen:

Bis zu welchem Preis hätten sich die "Kampfhähne" unterboten, ließe sich der Prozess als Bertrand-Wettbewerb beschreiben?

Einer Pressemeldung von heise online war zu entnehmen, dass sich Markus Schütz, Produktmanager bei Dell, über die Media-Markt-Anzeige eher erfreut gezeigt habe. Was könnte der Grund dafür sein?

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